Friedrich-Stolz-Preis

Friedrich-Stolz-Preis der GDCh-Fachgruppe Medizinische Chemie

Friedrich Stolz (1860-1936)

Im Gedenken an den Industrieapotheker und Arzneimittelforscher Friedrich Stolz (siehe z.B. Pharmazeutische Zeitung 2010, 42) und seine vorausschauende Innovationskraft verleihen die Fachgruppe Medizinische Chemie der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und die Fachgruppe Pharmazeutische/Medizinische Chemie der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) seit dem Jahr 2022 den Friedrich-Stolz-Preis. Der Preis wird in geraden Jahren an ein Individuum oder Team aus dem industriellen und in ungeraden Jahren an eines aus dem akademischen Umfeld vergeben. Gewürdigt werden außergewöhnlicher Einsatz, wissenschaftliche Entdeckungen oder innovative Technologien mit nachgewiesener Relevanz, die zu einer substanziellen therapeutischen Innovation oder nachhaltigen Entwicklung beitragen und über frühe Forschungsstadien hinausgehen. Mit der Auszeichnung verbunden sind eine Verleihungs­urkunde, ein durch die Fachgruppen gestiftetes Preisgeld in Höhe von 5000 Euro, ein Vortrag im Rahmen der Tagung „Frontiers in Medicinal Chemistry“ und zwei weitere Vorträge an je einem Hochschul- und Industriestandort innerhalb Deutschlands.

Über die Preisvergabe entscheidet ein Komitee bestehend aus sechs Personen: zwei Vorstandsmitglieder der GDCh-Fachgruppe (Vorsitz/stellv. Vorsitz), zwei Vorstandsmitglieder der DPhG-Fachgruppe und zwei "externe" Personen; nach Möglichkeit entstammt jeweils eine Person pro Gruppe dem Bereich Hochschule und eine dem Bereich Industrie.

Der Preis ist aktuell nicht ausgeschrieben.

Friedrich-Stolz-Preis 2024 (Industrie)

Anlässlich der Tagung "Frontiers in Medicinial Chemistry 2024" in München wurde das Novartis-Team Christopher Adams, Rajeshri Karki, Nello Mainolfi und Stefanie Flohr in Würdigung ihrer herausragenden Forschungsbeiträge die zur Entwicklung von LNP023 (Iptacopan) führtendem sowie das Merck-Team Dr. Oliver Schadt, Dr. Dieter Dorsch und Dr. Frank Stieber in Würdigung ihrer Arbeiten zur Entdeckung des MET-Inhibitors Tepotinib mit dem Friedrich-Stolz-Preis 2024 ausgezeichnet.

Novartis-Team: "Dieser hochaktive, oral bioverfügbare Inhibitor des Serinprotease-Faktors B (fB) wurde mit Hilfe moderner Screeningmethoden und einer sich anschließenden konsequenten Untersuchung der Struktur-Wirkungsbeziehung gefunden. In klinischen Studien zeigt er exzellente Wirksamkeit in verschiedenen Indikationen wie bei der paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie, einer lebensbedrohlichen Gen-Erkrankung des Blutbildes. Weitere Nierenerkrankungen wie die IgA-Nephropathie (IgAN) und C3-Glomerulopathie (C3G) werden untersucht. Das Team führte damit herausragende Pionierarbeiten für eine neue Targetklasse durch und machte so deren biologisches Potenzial wichtigen Patientengruppen in unterschiedlichen Indikationen zugänglich."

Merck-Team: "Die ausgezeichneten medizinisch-chemischen Arbeiten führten zur Zulassung von Tepmetko®, dem weltweit ersten Inhibitor zur Behandlung von fortgeschrittenem oder metastasierendem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) mit METex14-Skipping-Veränderung. Die strukturellen Startpunkte in diesem Forschungsprojekt wurden in einem Hochdurchsatz-Screening identifiziert. Im Zuge der strukturunterstützten Wirkstoffoptimierung gelang es dem medizinalchemischen Team unter der Leitung von Dr. Dieter Dorsch, Dr. Oliver Schadt und Dr. Frank Stieber, das komplexe Profil der Leitstrukturen erfolgreich multiparametrisch zu optimieren, so dass Tepotinib im Jahr 2009 als innovative klinische Prüfsubstanz identifiziert wurde. Im Jahr 2019 erreichte Tepmetko® die Marktzulassung. Die Leistung, Resilienz und Innovationskraft des Teams demonstriert eindrücklich, welche Schlüsselrolle die medizinische Chemie bei der Erforschung neuer Therapiemöglichkeiten in der Onkologie innehat."

 

Preiskomitee 2024:  Dr. Gerhard Heßler (GDCh), Dr. Tatjana Ross (GDCh), Prof. Dr. Stefan Laufer (DPhG), Prof. Dr. Bernhard Wünsch (DPhG), Dr. Franz von Nussbaum (GDChe) und Prof. Dr. Christa Müller (GDChe)

 

Friedrich-Stolz-Preis 2023 (Academia)

Anlässlich der FiMC 2023 in Wien wurde Prof. Dr. Rolf Hartmann mit dem Friedrich-Stolz-Preis 2023 in Würdigung seiner wissenschaftlichen Lebensleistung auf dem Gebiet des rationalen Wirkstoffdesigns geehrt.

"Die ausgezeichneten interdisziplinären Arbeiten basieren auf innovativem Design, Synthese und meist einer kompletten und umfang­reichen biophysikalischen, biochemischen und pharmakologischen Evaluierung im eigenen Arbeitskreis. Aufgrund seiner hervorragenden medizinisch-chemischen Arbeiten gelang es Prof. Dr. Hartmann, hochaktive und selektive Hemmstoffe der Steroidbiosynthese zu entwickeln. Die Propagierung und Validierung gleich vier neuer Targets eröffnete die Entwicklung essenzieller Arzneistoffe für die Behandlung von Krebs und führte zu drei erfolgreichen Firmengründungen. Ebenso bahnbrechend ist die Entwicklung von Pathoblockern als neuem Ansatz in der antimikrobiellen Resistenzkrise. Die Leistung, Innovationskraft und erfolgreiche Translation zeigen auf eindringliche Weise, welche Schlüsselrolle der medizinischen Chemie bei der Erforschung grundlegender pharmakologischer Prinzipien zukommt und wie medizinische Chemie zum Wohle von Patienten wirken kann."


Preiskomitee 2023:  Dr. Ingo Hartung (extern), Prof. Dr. Stefan Laufer (DPhG), Prof. Dr. Peter H. Seeberger (extern; Vorsitz), Prof. Dr. Holger Stark (GDCh; Vertretung für Prof. Dr. Anna Hirsch), Dr. Franz von Nussbaum (GDChe), Prof. Dr. Bernhard Wünsch (DPhG),

Keine Teilnahme aufgrund von Befangenheit: Prof. Dr. Anna Hirsch (GDCh)

Friedrich-Stolz-Preis 2022 (Industrie)

v.li.n.re.: Dr. Markus Follmann,
Dr. Michael Hahn, Prof. Dr.
Joachim Mittendorf

Der Friedrich-Stolz-Preis wurde erstmalig am 16. März 2022 anlässlich der Online-FiMC 2022 an Prof. Dr. Joachim Mittendorf, Dr. Markus Follmann und Dr. Michael Hahn (Bayer AG) in Würdigung ihrer Arbeiten zur Entdeckung von Modulatoren der löslichen Guanylat-Cyclase (sGC) verliehen.

"Die ausgezeichneten Arbeiten ermöglichten zunächst die Validierung von sGC als hochrelevantem Herz-Kreislauf-Target mit frühen Leitstrukturen und ersten klinischen Kandidaten. Die Wirkstoffe Riociguat und Vericiguat – beides sGC-Stimulatoren – wurden basierend auf den Arbeiten Prof. Dr. Joachim Mittendorfs und Dr. Markus Follmanns erfolgreich als Medikamente zugelassen. Riociguat wird heute zur Behandlung Pulmonaler Arterieller Hypertension genutzt, Vericiguat zur Behandlung chronischer Herzinsuffizienz. Basierend auf Dr. Michael Hahns Arbeiten sind neben den genannten sGC-Stimulatoren nun auch sGC-Aktivatoren in der fortgeschrittenen klinischen Prüfung. So wird das Runcaciguat als Behandlungsoption chronischer Nierenerkrankungen geprüft. Die Leistung und Innovationskraft des Teams zeigt auf eindringliche Weise, welche Schlüsselrolle der medizinischen Chemie bei der Erforschung grundlegender pharmakologischer Prinzipien zukommen und wie medizinische Chemie zum Wohle von Patienten wirken kann."

Preiskomitee 2022: Prof. Dr. Anna Hirsch (GDCh), Prof. Dr. Stefan Laufer (DPhG), Prof. Dr. Christa Müller (DPhG), Prof. Dr. Peter H. Seeberger (extern; Vorsitz)

Keine Teilnahme aufgrund von Befangenheit: Dr. Ingo Hartung (extern), Dr. Franz von Nussbaum (GDCh)

zuletzt geändert am: 15.03.2024 08:14 Uhr von Webmaster