Seit dem Jahr 2013 verleiht die Fachgruppe Medizinische Chemie der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) in der Regel jährlich bis zu drei Preise für herausragende Promotionen auf den Gebieten der medizinischen und pharmazeutischen Chemie. Der Preis ist ausgestattet mit einer Verleihungsurkunde, einem von der Fachgruppe gestifteten Preisgeld von je 500 Euro und einem Kurzvortrag über die prämierte Arbeit im Rahmen der Fachgruppen-Jahrestagung "Frontiers in Medicinal Chemistry".
Der Preis ist aktuell nicht ausgeschrieben.
Der Promotionspreis wurde am 14. März 2022 anlässlich der Online-Tagung „Frontiers in Medicinal Chemistry 2022" an Dr. Verena Kunig, Dr. Johannes Morstein und Dr. Patrick Zanon verliehen.
An Dr. Kunig in Würdigung ihrer Dissertation mit dem Thema: "DNA-kodierte Substanzbibliotheken: Chemische Stabilisierung der DNA, Entwicklung neuer Synthesemethoden und Identifizierung von TEAD-YAP-Inhibitoren". Frau Dr. Kunig gelingt es in ihrer Arbeit, das methodische Arsenal für DNA-kodierte Molekülbibliotheken deutlich zu erweitern. Durch die entwickelten Synthesemethoden auf der Basis von Multikomponenten-reaktionen werden die Möglichkeiten des Bibliotheksdesigns wesentlich erweitert. Darüber hinaus ermöglichen die Beiträge zur Entwicklung chemisch stabilisierter Kodierstrategien Anwendung für verschiedenste Synthesemethoden. Durch die Entdeckung neuer TEAD-YAP-Inhibitoren unterstreicht die Arbeit zudem das Potential DNA-kodierter Molekülbibliotheken in der Wirkstofffindung. Die Dissertation wurde in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Andreas Brunschweiger an der Technischen Universität Dortmund durchgeführt.
An Dr. Morstein in Würdigung seiner Dissertation mit dem Thema: "Optical Control of Lipid Signaling".
Herr Dr. Morstein führt erfolgreich lichtschaltbare funktionelle Gruppen in Lipide ein, die in verschiedene Signalprozesse involviert sind, und ermöglicht somit ganz neue Möglichkeiten zur Kontrolle bestimmter Signalwege durch Licht. Das Potential dieser neuen Werkzeuge wurde in der herausragenden Arbeit direkt zum Studium von Signalprozessen verwendet. Die Arbeit trägt somit erheblich zur Erweiterung der Möglichkeiten zur gezielten Kontrolle biologischer Funktionen durch chemische Werkzeuge bei. Die Dissertation wurde in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Dirk Trauner an der New York University abgeschlossen.
An Dr. Zanon in Würdigung seiner Dissertation mit dem Thema: "Development of methods and covalent ligands for the chemoproteomic exploration of the ligandability of bacterial proteomes". In der herausragenden Arbeit werden selektive chemische Sonden zur Untersuchung der Adressierbarkeit neun verschiedener Aminosäuren entwickelt und zur Charakterisierung deren Reaktivität gegenüber Elektrophilen im bakteriellen Proteom verwendet. Damit verdeutlicht diese Arbeit das Potential neuer chemischer Methoden in der Wirkstoffforschung und eröffnet neue Möglichkeiten zur Behandlung antibiotikaresistenter Infektionskrankheiten. Die Dissertation wurde in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Stephan Hacker an der Technischen Universität München durchgeführt.
Der Promotionspreis 2021 wurde anlässlich der Online-Tagung „Frontiers in Medicinal Chemistry 2021“ an Dr. Edith Bartole, Dr. Benedikt Heinrich und Dr. Dasha Nelidova verliehen.
An Dr. Bartole in Würdigung ihrer Dissertation mit dem Thema: “Design, Synthesis and Characterization of Molecular Tools for the Histamine H3 and H4 Receptors – In Particular Radio- and Fluorescent Ligands”. Frau Dr. Bartole gelang es, zwei komplementäre Tools für das Studium der Histamin H4 Rezeptoren zu entwickeln und anzuwenden. Ihr Fluoreszenzligand und ihr hochaffiner Radioligand ermöglichen die Lokalisierung des hH4 Rezeptors in lebenden Zellen und, erstmals, vergleichende Bindungsstudien an h/m/rH4 Rezeptoren und an NanoLuc-markierten Rezeptoren (h/mH4R und hH3R). Mit ihren Ergebnissen und ihren Tools hat Frau Dr. Bartole das Forschungsfeld der H4 Rezeptoren wesentlich bereichert. Die Dissertation wurde in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Armin Buschauer an der Universität Regensburg begonnen und nach seinem Tod von Prof. Dr. Günther Bernhardt weiter betreut.
An Dr. Heinrich in Würdigung seiner Dissertation mit dem Thema: "Chemical Biology Applications of Photoresponsive DNA-Binding Agents". In der herausragenden Arbeit werden chemische Alternativen zu dem bekannten Green-Fluorescent Protein (GFP) beschrieben, die es mit dem neuen 6 TramTO 3-Molekül ermöglichen, u.a. lebende multiresistente Bakterien wie Klebsiella pneumoniae zu beobachten. Diese Arbeit verdeutlicht die Innovationskraft neuer chemischer Methoden und Werkzeuge im Grenzgebiet der Medizinischen Chemie und der Chemischen Biologie und deren direkte Anwendbarkeit zum besseren Verständnis von Infektionskrankheiten. Die Dissertation wurde in der Arbeitsgruppe von Jun.-Prof. Dr. Olalla Vázquez an der Philipps-Universität Marburg durchgeführt.
An Dr. Nelidova in Würdigung ihrer Dissertation mit dem Thema: "Restoring light sensitivity using tunable near-infrared sensors". In der Arbeit werden Nanotechnologie und Gentechnik in einem innovativen Ansatz miteinander verbunden. Durch die Konjugation von Gold-Nanopartikel an TRP-Kanal bindende Antikörper kann Licht aus dem NIR-Bereich in Signale des TRP-Kanals umgewandelt werden. Diese Signale ermöglicht es Mäusen, entsprechende Lichtsignale wahrzunehmen. Damit eröffnet die Arbeit einen möglichen Weg zu neuen therapeutischen Ansätzen zur Behandlung von Makuladegeneration. Die Dissertation wurde in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Botond Roska am Friedrich Miescher Institute for Biomedical Research und am Institute of Molecular and Clinical Ophthalmology in Basel durchgeführt.
Der Promotionspreis 2020 der GDCh-Fachgruppe Medizinische Chemie wurde an Dr. Charlotte Steiniger und Dr. Bent Alexander Praefke für Ihre herausragenden Dissertationen vergeben.
Dr. Charlotte Steiniger in Würdigung ihrer Dissertation mit dem Thema: “Studies on the Mechanism and the Reprogramming of Fungal Iterative Cyclodepsipeptide Synthetases“. Dr. Steiniger modifizierte in ihrer Arbeit pilzliche, nichtribosomale Peptidsynthetasen. Dadurch konnte sie neuartige bioaktive Cyclodepsipeptid-Derivate zugänglich machen, für die unter anderem eine hohe antiparasitäre Wirkung gezeigt wurde. Damit gelang ihr für das Forschungsgebiet pilzlicher Systeme ein Einstieg in das Bio-Engineering und das Design neuer Peptide mit pharmakologischem Potential. Ihre Ergebnisse lieferten konkrete Hinweise auf eine aktive und anwendungsorientierte Umprogrammierung iterativer wie auch linearer Synthetasen für künftige Manipulationsansätze. Die Dissertation wurde in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Roderich D. Süssmuth an der Technischen Universität Berlin durchgeführt.
Dr. Bent Alexander Praefke in Würdigung seiner Dissertation mit dem Thema: "Design und Synthese neuartiger Inhibitoren der Mitogen-aktivierten Proteinkinase Kinase 4 (MKK4)". Ausgehend von Vemurafenib als Startpunkt gelang es Dr. Praefke, in einer Multiparameter-Optimierung hochpotente Inhibitoren der MKK4 erhalten. Die innovativen Verbindungen zeichnen sich neben ihrer Potenz durch herausragende Selektivität gegenüber entscheidenden Anti-Targets aus. Einen weiteren Schwerpunkt seiner Arbeit stellt die Optimierung des synthetischen Zugangs zu den Zielstrukturen dar, die es ihm erlaubte, Zielverbindungen für in-vivo-Versuche in hoher Reinheit und ausreichender Menge zeitgerecht zugänglich zu machen. Die Dissertation wurde in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Stefan Laufer an der Eberhard Karls Universität Tübingen durchgeführt.
Der Promotionspreis 2019 der GDCh-Fachgruppe Medizinische Chemie wurde anlässlich der Tagung „Frontiers in Medicinal Chemistry 2019“ an Dr. Elena De Vita, Dr. Natascha Stergiou und Dr. Robert Heinze für Ihre herausragenden Dissertationen vergeben.
Dr. Elena De Vita synthetisierte und charakterisierte in ihrer Dissertation "Small molecule KLK6 inhibitors" selektive und stark wirksame KLK6-Inhibitoren und KLK6-Aktivitätssonden. Ihre „Tool Compounds“ ermöglichen die physiologische und patho-physiologische Validierung von KLK6 als potentielles Target für Arzneimittel.
Dr. Natascha Stergiou gelang in ihrer Dissertation "Verwendung von Tumor-assoziiertem Mucin 1 (MUC1) zur Generierung von Anti-Tumor-Vakzinen und monoklonalen Antikörper-Derivaten als Basis für Therapie und Diagnostik von Brustkrebs" die Auswahl geeigneter synthetischer Glycopeptid-MUC1-TTox-Vakzine, die im präklinischen Brusttumormodell ein stark verzögertes Tumorwachstum zeigten und zu einer markanten Lebenszeitverlängerung bei geimpften Tieren führten. Damit wurden entscheidende Voraussetzungen für die klinische und immuntherapeutische Erprobung dieser Vakzine erreicht.
Dr. Robert Heinze beschreibt in seiner Dissertation "Scaffold Manipulations for the Synthesis of Seco- and abeo-Steroids" neue Wege zur Synthese von abeo-Steroiden und konnte mit Stophasterol A eine vielversprechende Leitstruktur in der Alzheimer-Therapie synthetisieren. Mit einem neuen Zugang zu 9,11-Secosteroiden gelangen außerdem effiziente Synthesen der drei Naturstoffe Ganoderin A, Leptosterol A und Pinnisterol D.
2022 | Dr. Verena Kunig, Dortmund Dr. Johannes Morstein, New York Dr. Patrick Zanon, München | |||
2021 | Dr. Edith Bartole, Regensburg Dr. Benedikt Heinrich, Marburg Dr. Dasha Nelidova, Basel | |||
2020 | Dr. Bent Alexander Praefke, Tübingen Dr. Charlotte Steiniger, Berlin | |||
2019 | Dr. Elena De Vita, Heidelberg Dr. Natascha Stergiou, Mainz Dr. Robert Heinze, Berlin | |||
2018 | Dr. Stefan Krimmer, New Haven, USA | |||
2017 | Dr. Norbert Furtmann, Bonn | |||
2016 | Dr. Matthias Gehringer, Zürich | |||
2015 | Dr. Christoph Nitsche, Heidelberg Dr. Johannes Schiebel, Marburg Dr. Dominik Tobias Thimm, Bonn | |||
2014 | Dr. Florian Rechenmacher, München Dr. Miriam Sindelar, München Dr. Matthias Wirth, Lausanne | |||
2013 | Dr. Tobias Klein, Saarbrücken Dr. Hannes Schleifer, Graz |
zuletzt geändert am: 11.01.2023 18:21 Uhr von C.Kniep