Die GDCh-Fachgruppe Elektrochemie verleiht in der Regel jährlich den Förderpreis Elektrochemie an eine Person des wissenschaftlichen Nachwuchses für eine herausragende Dissertation, Abschlussarbeit oder wissenschaftliche Veröffentlichung. Die Auszeichnung ist verbunden mit einer Verleihungsurkunde und einem von der BASF gestifteten Preisgeld in Höhe von 1000 Euro.
Der Preis ist aktuell nicht ausgeschrieben.
Der Förderpreis wurde anlässlich der Tagung Electrochemistry 2022 in Berlin an Dr. Matthäus Siebenhofer verliehen in Würdigung seiner herausragenden, an der Technischen Universität Wien angefertigten Dissertation mit dem Titel:
„Investigating Point Defect Concentrations and Their Impact on Surface Exchange Reaction Rates of Mixed Ionic and Electronic Conductors“
Der Förderpreis wurde Dr. Johannes Ludwig Röckl verliehen in Würdigung seiner im Arbeitskreis von Prof. Dr. Siegfried Waldvogel an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz angefertigten Publikation: „Merging shuttle reactions and paired electrolysis for reversible vicinal dihalogenations“.
Vicinale Dibromide und Dichloride finden breite Anwendung als Flammschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel, Polymere und Pharmazeutika; ihre effiziente Gewinnung ohne den Einsatz hochreaktiver und korrosiver Halogenierungsreagenzien war bisher nicht erfolgreich. Erst die geschickte Kombination von Elektrochemie und Synthese erzielte einen Durchbruch. Die von Herrn Röckl entwickelte elektrochemische Reduktion aliphatischer Polyhalogenverbindungen mit nachfolgender anodischer Oxidation des freigesetzten Halogenids und dessen Addition an Doppelbindungen ist ein neues Konzept mit breiten Anwendungs-möglichkeiten. Herr Röckl zeigt mit seinem „E-Shuttle“-Ansatz, wie Deponierückstände des toxischen Insektizids Lindan zur Herstellung neuer Wertprodukte eingesetzt werden können. Klassische energieintensive und technisch aufwändige Abbauprozesse können durch das neue Verfahren ersetzt werden. Herr Röckl leistet mit seinen Arbeiten einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen, strombasierten Chemie, die zur Beseitigung persistenter industrieller Altlasten beitragen kann.
Der Förderpreis wurde Tobias Löffler in Würdigung seiner im Februar 2020 in der Zeitschrift Angewandte Chemie International Edition erschienenen Publikation mit dem Titel: „Design of Complex Solid-Solution Electrocatalysts by Correlating Configuration, Adsorption Energy Distribution Patterns, and Activity Curves" verliehen.
Hochentropielegierungen, in denen fünf oder mehr Elemente in einem komplexen einphasigen Mischkristall vorliegen, bilden eine Vielzahl an Kombinationen elektrokatalytisch aktiver Zentren, die die Limitierungen von Katalysatorkombinationen einzelner Elemente überwinden. Tobias Löffler entwickelte ein Konzept, das die Zusammensetzung eines Mischkristalls mit dem Verteilungsmuster von Adsorptionsener-gien korreliert und so die Ableitung elektrochemischer Aktivitätskurven ermöglicht. Das Konzept wurde durch die Untersuchung der Sauerstoffreduktion unter alkalischen Bedingungen als Modellreaktion an ausgewählten Katalysatorkombinationen verifiziert. Damit ist es auch möglich, den hohen Screening-Aufwand von Katalysatoren auf die Auswahl sinnvoller Elementkonfigurationen zu beschränken. Die Arbeit trägt zum Verständnisgewinn bei und verringert den künftigen experimentellen Aufwand für die Synthese und Ausprüfung von Elektrokatalysatoren für die verschiedenen Anwendungen der vielversprechenden Substanzklasse der Hochentropielegierungen.
Der Förderpreis wurde Dr. Philip Heinrich Reinsberg für seine herausragenden Dissertationen mit dem Thema: "On the Influence of Cations in Non-Aqueous Electrochemistry" anlässlich der Jahrestagung 2019 im Rahmen des GDCh-Wissenschaftsforums in Aachen verliehen.
In seiner Arbeit untersuchte Philip Reinsberg den Einfluss von Alkali- und Erdalkali-Ionen auf die Sauerstoffreduktion in aprotischen Lösungsmitteln. Der Einfluss der Ionen auf den Reaktionsmechanismus sowie die Selektivität der gebildeten Produkte an verschiedenen Elektrodenmaterialien wird durch das Konzept der Akzeptorzahl des Kations allgemeingültig für mono- und sogar divalente Ionen beschrieben. Das Konzept basiert auf experimentellen Ergebnissen gewonnen durch eine elegante Kombination von verschiedensten elektrochemischen Methoden mit modernen Charakterisierungstechniken, zum Beispiel der oberflächenverstärkten Infrarotspektroskopie. Seine Arbeit eröffnet einen Zugang zum tieferen Verständnis von Vorgängen in Metall-Luft-Batterien, besonders zu den Möglichkeiten – aber auch Grenzen – der Erdalkali-Luft-Systeme, die aufgrund der zugänglichen hohen Energiedichten und der guten Rohstoffverfügbarkeit künftig eine Alternative zu den verbreiteten Lithium-Ionen-Batterien sein können.
2022 | Dr. Matthäus Siebenhofer | Electrochemistry 2022, Berlin |
2021 | Dr. Johannes Ludwig Röckl | GDCh-Wissenschaftsforum Chemie 2021 (online) |
2020 | Tobias Löffler | Electrochemistry Undercover (online) |
2019 | Dr. Philip Heinrich Reinsberg | GDCh-Wissenschaftsforum in Aachen |
2018 | Dr. Simon Geiger, Erlangen-Nürnberg | Electrochemistry in Ulm |
2017 | Johannes Wandt, München | GDCh-Wissenschaftsforum in Berlin |
2016 | Dr. Heinz Bülter, Oldenburg | Electrochemisty in Goslar |
2015 | Dr. Karin Kleiner, Karlsruhe | Jahrestagung in Dresden |
2014 | Dr. Pascal Hartmann, Gießen | Electrochemisty in Mainz |
2013 | Dr. Andreas Lesch, Oldenburg Angel A. Topalov, Düsseldorf | Jahrestagung in Darmstadt |
2012 | Dr. Susanne Zils, Darmstadt Dr. KristinaTschulik, Dresden | Electrochemistry in München |
2011 | Dr. Jörn Kulisch, Karlsruhe Alexander Opitz, Wien Germán José Soldano, Ulm | Jahrestagung in Bremen |
2010 | Dr. Sascha E. Pust, Odenbug | Electrochemistry in Bochum |
2009 | Dr. Falk Harnisch, Greifswald | Jahrestagung in Frankfurt |
2007 | Dr. Itamar Malkowsky, Mannheim | Jahrestagung in Ulm |
2005 | Dr. Stephan Lütz, Jülich | Jahrestagung in Düsseldorf |
2003 | Dr. Stefanie Meier, Münster | Jahrestagung in München |
1999 | Dipl.-Chem. Andreas Vogel, Düsseldorf | Jahrestagung in Freiberg |
1997 | Dr. Martin Winter, Graz | Jahrestagung in Wien |
1994 | Dr. Udo Schmiemann, Bonn | Jahrestagung in Dresden |
1991 | Dipl.-Phys. Klaus Rühling, Kassel | Jahrestagung in Ludwigshafen |
1989 | Dr. Thomas Pienemann, Hamburg | Jahrestagung in Stuttgart |
1987 | Dr. Lothar Elfenthal, Düsseldorf | Jahrestagung in Frankfurt am Main |
1985 | Dr. Johannes Willsau, Bonn | Jahrestagung in Düsseldorf |
zuletzt geändert am: 03.05.2023 15:08 Uhr von M.Fries