Marianne Baudler

Marianne Baudler (1921-2003): Expertin für Phosphorchemie

Foto: GDCh-Bildarchiv

Marianne Baudlers Leidenschaft gehörte den Nichtmetallen. Besonders für Phosphorverbindungen interessierte sich die ehemalige Direktorin des Instituts für Anorganische Chemie der Universität zu Köln.

Marianne Baudler wurde am 27. April 1921 als Tochter des Fabrikanten Fritz Baudler und seiner Ehefrau Clara in Stettin in Westpommern geboren. Sie legte dort im Alter von 19 Jahren ihr Abitur ab und zog anschließend zum Chemiestudium nach Dresden. Ihre Diplomarbeit, für die sie die Bewertung „Ausgezeichnet“ erhielt, bildete eine solide Basis für eine akademische Karriere. Für die Doktorarbeit schloss sich die junge Wissenschaftlerin dem Arbeitskreis des ungarisch-deutschen Chemikers Franz Fehér (1903-1991) an der Georg-August-Universität Göttingen an. Er war ein ausgewiesener Fachmann für die Chemie der Nichtmetalle und prägte Baudlers Forscherinnenleben entscheidend. 

Nach ihrer Dissertation über Polyschwefelwasserstoffe, die Baudler 1946 abschloss, arbeitete sie bis 1949 als Forschungsassistentin bei ihrem Doktorvater in Göttingen. Als Fehér einen Ruf auf den Lehrstuhl für Anorganische Chemie an der Universität zu Köln annahm, folgte sie ihm. An der Kölner Universität wurde Baudler 1959 mit einer Arbeit über Diphosphorsäuren habilitiert und 1963 zur außerordentlichen Professorin ernannt. Wenige Jahre später lehnte sie einen Ruf an die TU Berlin ab. Diese Entscheidung sollte sie nicht bereuen: Im Jahr 1968 wurde sie zur persönlichen Ordinaria und Direktorin des Instituts für Anorganische Chemie an der Universität zu Köln ernannt. Die endgültige Berufung zur ordentlichen Professorin erfolgte 1969. 

Den Nichtmetallen, besonders dem Phosphor, blieb Baudler bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 1986 treu. Vor allem für Phosphane und andere Verbindungen mit mindestens einer Phosphor-Phosphor-Bindung interessierte sie sich. Um die Substanzen zu charakterisieren, nutzte sie alle verfügbaren spektroskopischen Methoden von der IR- und Ramanspektroskopie über NMR-Messungen bis zur Massenspektrometrie.

Für ihre wissenschaftliche Arbeit wurde Baudler mehrfach ausgezeichnet. So gehörte sie seit 1982 der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina als ordentliches Mitglied an. Im Jahr ihrer Emeritierung verlieh ihr die GDCh den renommierten Alfred-Stock-Gedächtnispreis. Nach Margot Becke-Goehring (1914-2009) war sie erst die zweite Frau, die diese Ehrung erhielt. Marianne Baudler verstarb am 5. März 2003 im Alter von 81 Jahren in Davos.

Im Dezember 2022 beschloss der GDCh-Vorstand, den GDCh-Preis für Anorganische Chemie (früher Alfred-Stock-Gedächtnispreis) künftig nach Marianne Baudler zu benennen (zum Marianne Baudler-Preis).

Quellen

  • J. Hahn, Nachrichten aus der Chemie 51, 2003, S. 955
  • Universitätsarchiv Köln, Zug. 631, NL Prof. Dr. Marianne Baudler
     

Hinweis
Die in dieser Reihe veröffentlichten Texte erheben nicht den Anspruch einer wissenschaftlichen Veröffentlichung. Autoren und andere beteiligte Personen sind keine wissenschaftshistorischen Expertinnen und Experten. Zweck der Reihe ist es, die meist unbekannten Chemikerinnen vorzustellen und an die bekanten Chemikerinnen zu erinnern. Leserinnen und Leser, die mehr wissen wollen, möchten wir ermutigen, wissenschaftliche Quellen zu den vorgestellten Frauen zu studieren. In einigen Fällen gibt es ausführliche chemiehistorische Arbeiten.

Autoren
Prof. Dr. Eberhard Ehlers
Prof. Dr. Heribert Offermanns 

Redaktionelle Bearbeitung 
Dr. Uta Neubauer

Projektleitung
Dr. Karin J. Schmitz (GDCh-Öffentlichkeitsarbeit)

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zuletzt geändert am: 06.07.2023 09:31 Uhr von K.J.Schmitz