Maria Lipp

Maria Lipp (1892-1966): Chemiepionierin in Aachen

Als erste Frau erwarb Maria Lipp an der Technischen Hochschule Aachen den Doktortitel. Ihrer Heimathochschule blieb sie ein Leben lang treu. Sie habilitierte sich in Aachen in organischer Chemie und wurde hier schließlich zur ersten ordentlichen Professorin der RWTH Aachen ernannt.

Maria Lipp (geb. Savelsberg) kam am 6. April 1892 als Tochter einer alteingesessenen Familie im rheinländischen Stolberg auf die Welt. Ihr Vater, Diplom-Ingenieur und Oberbaurat, begeisterte sie schon früh für die Naturwissenschaften. Nach dem Abitur schrieb sich die hochintelligente Ingenieurstochter an der Technischen Hochschule (TH) im nahen Aachen ein, der heutigen Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Sie war dort erst die achte Studentin und wurde bald zur Lieblingsschülerin des organischen Chemikers und Geheimrats Julius Bredt (1855-1937). Der Junggeselle adoptierte die strebsame Studentin, obwohl ihre Eltern noch lebten. 

Im Jahr 1917 bestand sie, die jetzt Bredt-Savelsberg hieß, ihre Diplomprüfung mit Auszeichnung. Schon ein Jahr später wurde sie als erste Frau an der TH Aachen zum „Dr.-Ing.“ promoviert, ebenfalls mit Auszeichnung. Unter der Leitung ihres Adoptivvaters hatte sie sich in ihrer Doktorarbeit mit den organischen Verbindungen β-Methylcampher und 2-Methylcamphersäure befasst. Das Thema weitete sie in ihrer 1923 abgeschlossenen Habilitationsarbeit noch aus. Die Schrift trug den Titel „Chemie der hydroaromatischen Verbindungen, Chemie des Camphers und der Terpene“. 

In Bredts Institut begegnete die junge Chemikerin ihrem künftigen Ehemann Peter Lipp (1885-1947), Professor für organische Chemie in Aachen. Nach der Hochzeit im Jahr 1925 nahm sie seinen Namen an. Sie blieb zunächst als Assistentin am Aachener Institut, erhielt dann aber Lehraufträge für Farbenchemie, unter anderem an der Färbereischule der Universität des Oberelsass in Mülhausen. Nach Aufenthalten in Graz und Zürich kehrte sie 1938 nach Aachen zurück und wurde hier zunächst zur außerplanmäßigen, später zur ordentlichen Professorin für organische Chemie ernannt. Damit war sie die erste Professorin der RWTH Aachen. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg baute das Professorenehepaar Lipp das chemische Institut der TH Aachen wieder auf. Auch nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1947 blieb Lipp „ihrer“ Hochschule treu. Am 2. Mai 1949 wurde sie als ordentliche Professur an der TH Aachen bestätigt. Von 1954 bis 1956 war sie Dekanin ihrer Fakultät. 

Maria Lipp verstarb am 12. Dezember 1966 in Aachen. Sie wurde neben ihrem Mann auf dem Alten Friedhof in Bad Honnef beigesetzt. 

Quellen

  • U. Kalkmann: Die Technische Hochschule Aachen im Dritten Reich (1933-1945), Verlag Mainz, 2003
  • R. Rappmann: Die erste Promotion einer Frau, in: Ausstellung der Hochschulbibliothek anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Technischen Hochschule Aachen, Dokumentation Aachen, 1996, S. 40, 59
  • de.wikipedia.org/wiki/Maria_Lipp

Hinweis
Die in dieser Reihe veröffentlichten Texte erheben nicht den Anspruch einer wissenschaftlichen Veröffentlichung. Autoren und andere beteiligte Personen sind keine wissenschaftshistorischen Expertinnen und Experten. Zweck der Reihe ist es, die meist unbekannten Chemikerinnen vorzustellen und an die bekanten Chemikerinnen zu erinnern. Leserinnen und Leser, die mehr wissen wollen, möchten wir ermutigen, wissenschaftliche Quellen zu den vorgestellten Frauen zu studieren. In einigen Fällen gibt es ausführliche chemiehistorische Arbeiten.

Autoren
Prof. Dr. Eberhard Ehlers
Prof. Dr. Heribert Offermanns 

Redaktionelle Bearbeitung 
Dr. Uta Neubauer

Projektleitung
Dr. Karin J. Schmitz (GDCh-Öffentlichkeitsarbeit)

Verantwortlich für den Inhalt der Biographien sind die Autoren.
Die auf diesen Seiten dargestellten Inhalte sind sorgfältig erarbeitet. Autoren, Redaktion und Herausgeber übernehmen dennoch keine Verantwortung oder Haftung für die Vollständigkeit und Richtigkeit der Inhalte oder für Tippfehler.

Foto: Hochschularchiv RWTH Aachen, Sig.: Fotosammlung 3.2.9_f (Ausschnitt aus  Foto) 

zurück zu Publikationen

zurück zur Übersicht Chemikerinnenbiographien

zuletzt geändert am: 28.05.2021 13:29 Uhr von K.J.Schmitz