Global Head of Business Development

ICH BIN: Global Head of Business Development

Dr. Maximilian Hemgesberg
Covestro Deutschland AG



Dr. Maximilian Hemgesberg stieg nach seiner Promotion in 2013 als Laborleiter in den Job ein. Mittlerweile ist er Leiter der Geschäftsentwicklung für die Abteilung "Speciality Films" bei der Covestro Deutschland AG.

Wieso haben Sie sich für ihr Fachgebiet entschieden? Was hat Sie daran gereizt?

Während meines Studiums der Chemie habe ich mich für die Fachrichtung Anorganische Chemie entschieden. An die Vorlesungen in Anorganik und Experimentalchemie während meines Grundstudiums sowie die jeweiligen Praktika habe ich noch immer die besten Erinnerungen. Anorganik war daher schon früh in der engeren Auswahl für das Vertiefungsstudium und die Promotion. Die Fachrichtung deckt zudem auch die großen Gebiete Metallorganik, Katalyse und organisch-anorganische Hybridmaterialien ab. Diese Vielfalt spannender Themen, aber auch das Miteinander im Arbeitskreis meines späteren Doktorvaters und die gute Betreuung der dortigen Promotionsstudenten, haben letztlich den Ausschlag gegeben.

Wie sah ihr Berufseinstieg aus?

Begonnen habe ich meine berufliche Laufbahn nach einem Industriepraktikum in Singapur im Jahr 2013, allerdings nicht bei meinem jetzigen Arbeitgeber. Sowohl vor als auch nach meinem Jobwechsel war ich als Laborleiter tätig, wobei sich die organisatorischen Tätigkeiten in beiden Firmen stark ähnelten.

Als Laborleiter war ich verantwortlich für die Entwicklung neuer Produkte, teilweise auch für ihren Transfer in die Produktion.

Dazu war es auch immer nötig, mich intensiv mit mir neuen wissenschaftlichen Gebieten zu beschäftigen und dazu zu lernen. Der Bereich der Formulierung von Lacken und Tinten und die damit hergestellten, funktionalen Oberflächen bildete für mich den Schwerpunkt meiner Forschung. Die Verantwortung für ein Labor und meine Mitarbeiter hat mir zudem immer Freude bereitet. Mit einem guten Team und hilfsbereiten Kollegen sind auch anfangs noch fremde Aufgaben wie die Laborsicherheit in einem großen Unternehmen und das Schreiben von Patenten kein Problem.

War Ihnen bewusst, dass Sie in Ihr heutiges Berufsfeld gehen möchten? Oder gab es weitere Stationen, die Sie dorthin gebracht haben?

Bereits relativ früh im Studium wurde mir klar, dass ich nach der Promotion in der chemischen Industrie arbeiten möchte, weil ich mich neben Chemie auch immer noch für viele weitere Themen begeistert habe, wie etwa Wirtschaft, Geschichte und Sprachen. Mit dem Start als Laborleiter in einem großen Chemieunternehmen hört das Lernen aber nicht auf, sondern beginnt eigentlich erst. Nach fast zehn Jahren in Forschung und Entwicklung an der Universität und in der Industrie bin ich mittlerweile in der Geschäftsentwicklung teilweise für Produkte verantwortlich, die ich bei meinem derzeitigen Arbeitgeber mit entwickelt habe. Das bereitet mir jeden Tag sehr viel Spaß bei der Arbeit.

Ich bin froh, dass ich schon verschiedene Funktionen übernehmen durfte - gerade weil nicht alles planbar ist.  

Was machen Sie heute? Welche Aufgaben haben Sie als Leiter der Geschäftsentwicklung?

Ich arbeite als Leiter der Geschäftsentwicklung für einen Teil der Produkte unserer Abteilung "Specialty Films" bei Covestro. In bin dafür zuständig, die Grundsteine für eine erfolgreiche Zukunft dieser Produkte zu legen. Das bedeutet, dass ich mich sehr intensiv mit vielen verschiedenen Funktionen, wie Forschung, Produktion, Vertrieb und Produktmanagement austausche und strategische Entscheidungen vorbereite. Gleichzeitig begleite ich große Kundenprojekte und stimme unsere Aktivitäten mit meinem Team ab. Da ich Mitarbeiter in Europa, den USA und China habe, ist es auch meine Aufgabe dafür zu sorgen, dass Informationen rasch und effizient ausgetauscht werden und jeder die benötigte Unterstützung für seine Arbeit vor Ort bekommt.

Welche Kenntnisse und Eigenschaften sollte man für Ihr Berufsfeld mitbringen?

In meiner jetzigen Tätigkeit habe ich nur noch wenig mit chemischer Forschung zu tun, aber natürlich hilft mir mein Studium noch immer sehr stark dabei, unseren Kunden unsere Produkte zu erklären und sie bei deren Verwendung zu unterstützen. Auch betriebswirtschaftliche Themen wie Produktionskosten, Lieferketten und Preise sind für mich keine Fremdwörter mehr.

Die wichtigsten Eigenschaften sind aus meiner Sicht daher definitiv Neugier und die Bereitschaft, jeden Tag etwas dazu zu lernen

- nicht aus Büchern, sondern vor allem von Kollegen und Mitarbeitern. Das Arbeiten mit internationalen Teams erfordert zudem sehr gute Englischkenntnisse und "Antennen" für interkulturelle Kommunikation. Flexibilität, Kritikfähigkeit und Mut gehören für mich im Tagesgeschäft mit dazu.   

Beschreiben Sie einen typischen Arbeitstag. Gibt es unvorhergesehen Ereignisse, die Ihre Aufmerksamkeit fordern? Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Kollegen? Arbeiten Sie im Team?

Mein Tag beginnt zwischen 7:30 und 8 Uhr, entweder im Büro in Leverkusen oder auch gerne einmal im Homeoffice. Ich glaube, ich habe einen sehr vielseitigen und spannenden Alltag: Manchmal spreche ich vor allem mit dem Vertrieb und unseren Kunden. An anderen Tagen arbeite ich fokussiert an strategischen Themen oder diskutiere in Telefon- und Videokonferenzen mit unseren Teams in Übersee den aktuellen Stand ihrer Projekte. Entscheidungen von größerer Tragweite bereite ich regelmäßig zur Abstimmung in unserem Leitungsteam vor. Jeden Tag bin ich mit einer Vielzahl an Funktionen in unserer Organisation in Kontakt. Gerade der Austausch mit Forschung, Anwendungstechnik, Produktion, und Produktmanagement darf nicht zu kurz kommen - oftmals lassen sich nur im Team komplexe Aufgaben bewältigen. Wenn es unterschiedliche Ansichten gibt, wird intensiv, aber sachlich nach der besten Lösung gesucht. Jeder bringt seine Fähigkeiten bestmöglich ein - so lässt sich auch Unvorhergesehenes meistern.

Inwieweit unterscheidet sich Ihr Arbeitsalltag heute von dem während des Studiums/ der Promotion? Inwiefern hat Ihr Studium/ Ihre Promotion Sie auf Ihren heutigen Job vorbereitet?

Auch wenn ich in meinem Berufsalltag mittlerweile nicht mehr stark auf chemisches Lehrbuchwissen zurückgreife, so hilft mir mein fachlicher Hintergrund in vielen Situationen, Projekte und Erfolgschancen besser zu bewerten. Aus meiner Sicht ist es die Kombination aus Studium und bisheriger Berufserfahrung, die mir bei meinen jetzigen Aufgaben hilft. Das Studium vermittelt Konzepte und fördert kritisches Denkvermögen und Eigenantrieb. Zudem erwirbt man erste internationale Erfahrung in Auslandssemestern und eignet sich, spätestens während der Promotion, als Betreuer auch erste Führungskompetenzen an. Nach dem Berufseinstieg erfolgt dann der Übertrag in die Praxis.

Vieles mag im Job dann erst einmal obsolet erscheinen, aber sowohl fachlich als auch für die eigene Persönlichkeit legt das Studium die Grundlagen für eine erfolgreiche Laufbahn: Wer das Chemiestudium meistert, kann auch selbstbewusst die Hürden im Beruf angehen.

Was begeistert Sie an Ihrer Arbeit? Gibt es besondere Herausforderungen?

Ich kann mich jeden Tag in vielfältiger Weise bei Covestro einbringen. Meine Aufgaben reichen vom Austausch mit Kunden über die Projektleitung bis hin zur Strategieentwicklung. Diese Vielfalt an Inhalten und Perspektiven begeistert mich. Auch Herausforderungen tauchen immer wieder auf, zum Beispiel beim Projektmanagement in "virtual teams" - also wenn man Projekte wegen der zu großen Distanzen größtenteils per Mail und Videokonferenz steuert. Generell wird es immer wichtiger, Komplexität und Unsicherheit zu managen. Flexibel auf Marktbedürfnisse zu reagieren und gleichzeitig Innovationen strukturiert voran zu treiben - auch das kann schon mal trickreich sein. Mit dem Input meiner KollegInnen und einer guten Portion Begeisterung lässt sich meiner Erfahrung nach aber jede Hürde nehmen.

Wie sehen Karrieremöglichkeiten in Ihrem Berufsfeld aus?

Aus der Forschung habe ich mich mittlerweile ins "Business Development", also die Geschäftsentwicklung, bewegt. Dieser Wechsel ist aber nur einer von vielen möglichen Pfaden. Man kann sich als Forscher auch in Richtung Expertenlaufbahn orientieren oder sich aus R&D heraus in andere Funktionen wie Marketing, Sales oder Produktsicherheit entwickeln. Für mich ist das einer der großen Vorteile bei einem großen Unternehmen wie Covestro zu arbeiten: Unter einem Dach finden sich Entwicklungsperspektiven im Management, als Projektleiter oder Experte.  Oft gibt es mehrere Kanditat*innen für einen bestimmten Job -

deswegen ist es wichtig, sich nach dem Berufseinstieg fortzubilden, die eigenen Stärken und Schwächen zu reflektieren und mit dem Vorgesetzen zu diskutieren.

Wenn jemand den gleichen Karriereweg einschlagen möchte, was würden Sie ihm raten?

Keine Laufbahn ist bis ins Detail planbar.

Ich würde Euch empfehlen, immer den "Weg der Mitte" zu beschreiten. Das bedeutet, dass Ihr Euch einerseits mit Euren Zielen und Euren Erwartungen aktiv auseinandersetzt und bereits im Studium den Blick in den Spiegel wagt: Was wollt ihr erreichen, und was müsst ihr dafür tun? Andererseits gilt es auch offen für Möglichkeiten zu sein, die sich vielleicht spontan auftun. Bleibt flexibel und holt Euch Rat, wenn Ihr vor wichtigen Entscheidungen steht - nutzt Mentoring-Programme, wie z. B. CheMento (Anm. d. Redaktion: CheMento ist das Mentoring-Programm der GDCh zur Berufsorientierung). Letztlich: Habt Spaß am Studium, und an der Arbeit in der Chemie. Für mich waren Arbeit und Leben nie zwei Gegensätze. Wer arbeitet, lernt immer von und mit anderen. Das Gelernte dann weitergeben zu dürfen, ist ein großes Privileg. Lernt, und genießt es!  

Hinweis: Aus Gründen der Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung genderspezifischer Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten für alle Geschlechter.

zuletzt geändert am: 14.08.2020 08:25 Uhr von N/A